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Praxisbeispiel

Differenziertes MBOR-Verfahren bei Schmerzproblematik

Einrichtung: Rehaklinik Sonnhalde in Donaueschingen

Indikation: Orthopädie

Zielgruppe: Berufstätige mit chronifizierter Schmerzproblematik;
MBOR-Stufe B

Beteiligte Berufsgruppen: Alle

Donaueschingen auf einer Deutschlandkarte

Ziele

Gezielte Bearbeitung der vorherrschenden besonderen beruflichen Problemlagen durch Differenzierung ihrer Ursachen.

Beschreibung

Die Rehaklinik Sonnhalde bietet nicht nur die klassische somatisch ausgerichtete orthopädische MBOR an, sondern legt den Schwerpunkt vor allem auf die multimodale, verhaltenstherapeutisch orientierte orthopädische Schmerztherapie. Die schmerztherapeutische Problemlage als Teilhabehindernis ist häufig die entscheidende Einschränkung der Rehabilitandinnen und Rehbilitanden, die sie von der erfolgreichen Rückkehr an den Arbeitsplatz abhält. Die chronische Schmerzerkankung mit dem üblicherweise im Vordergrund stehenden sozialen und psychischen Problemen ist ein schwerwiegenderer Faktor für Probleme am Arbeitsplatz als die reine Funktionseinschränkung des Bewegungsapparates.

Entsprechend dieser Überlegung werden die Patientinnen und Patienten anhand eines festgelegten Entscheidungspfades mit besonderer beruflicher Problemlage (BBPL) in zwei grundlegend voneinander zu unterscheidende Gruppen geteilt:

  1. Patientinnen und Patienten mit überwiegende funktionsorientierter BBPL werden der klassischen MBOR zugesteuert.
  2. Patienten mit eindeutig schmerzbedingter BBPL werden dem schmerzorientierten Schwerpunkt zugeordnet.
Entscheidungspfad in das differenzierte MBOR-Verfahren

Die Aufteilung der oben beschriebenen Patientengruppen erfolgt nach einem klar vorgegebenen Entscheidungspfad:

  • Am Aufnahmetag erfolgt das Screening auf BBPL mit dem SIMBO-Bogen, das Ergebnis wird dem aufnehmenden Arzt unmittelbar zur Aufnahmeuntersuchung weitergeleitet.
  • Im ärztlichen Aufnahmegespräch wird durch sorgfältige Anamnese, Untersuchung und ggf. Durchführung schmerzdiagnostischer Tests eine möglicherweise vorliegende chronische Schmerzdiagnose erkannt und festgehalten.
  • In der arbeitstäglichen Teambesprechung wird die Situation des Patienten im Team der Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter erörtert und die Zusteuerung in die funktionsorientierte oder schmerzorientierte MBOR-Gruppe vorgenommen.
  • Patienten mit gravierendem Schmerzproblem fallen üblicherweise während eines funktionellen Assessments aus der Bewertung und können auch funktionell-somatisch orientiert kaum mit Erfolg behandelt werden. Diese Patientengruppe kann jedoch ohne Probleme einer verhaltenstherapeutisch orientierten orthopädischen Schmerztherapie zugeführt werden.
Funktionsorientierte MBOR

Der funktionsorientierte Ansatz der MBOR besteht im üblichen orthopädischen Verfahren darin, die funktionellen Einschränkungen des Rehabilitanden/der Rehabilitandin möglichst objektiv zu erfassen, um die Diskrepanzen zwischen den Anforderungen des Arbeitsplatzes und der aktuellen Leistungsfähigkeit therapeutisch gezielt angehen zu können. Dafür stehen verschiedene Instrumente der FCE (functional capacity evaluation) wie EFL (Evaluation der
funktionellen Leistungsfähigkeit nach Isernhagen), ELA (Einschätzung körperlicher Leistungsfähigkeiten bei arbeitsbezogenen Aktivitäten) sowie andere Verfahren zur Verfügung.

Ein beobachtendes Verfahren mit Testung am Beginn und am Ende des Aufenthaltes lässt dabei Rückschlüsse auf die in der Rehabilitation erreichten Verbesserungen zu. Aus trainingsmedizinischer Sicht sind allerdings durch die kurze Trainingsphase der Rehabilitation von üblicherweise drei, maximal vier Wochen nur bescheidene Kraftzuwächse zu erwarten, eher noch werden koordinative Verbesserungen im Bewegungsablauf die Funktionsergebnisse positiv beeinflussen.

Schmerzorientierte MBOR

Die Funktion des Bewegungsapparates ist ein Produkt der Faktoren Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Motivation. Jeder einzelne dieser Faktoren wird durch Schmerzerlebnisse negativ beeinflusst und in der Folge die Funktion multifaktoriell verschlechtert. Die oft entscheidende Einflussgröße auf die Funktion ist deshalb der Schmerz.

In unserem schmerzorientierten Schwerpunkt wird nach verhaltenstherapeutischem Ansatz unter besonderer Berücksichtigung der psychosozialen Schmerzfolgen an einer nachhaltigen Verbesserung der Schmerzsituation des Patienten gearbeitet. Dabei wird insbesondere die psychosoziale Problemlage am Arbeitsplatz bearbeitet und ebenso fehlerhafte Schmerzbewältigungsstrategien des Patienten angegangen.

Bestandteile des multimodalen Behandlungskonzepts sind die Therapie myofaszialer Störungen, eine schmerzadaptierte funktionelle Therapie und die Schmerzbewältigungsgruppe mit beruflicher Ausrichtung.

Das sagt die Klinik:

Hilfreich bei der Implementierung:

Weiterbildung der beteiligten Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Physiotherapeutinnen und -therapeuten in der schmerztherapeutischen Versorgung

Barrieren und Lösungsansätze:

Anfänglich gab es Probleme bei der Zuweisung, da die Schmerzdiagnose seitens der DRV psychosomatisch angesiedelt war. Mittlerweile Anerkennung aller Schmerzdiagnosen durch die DRV auch für die Orthopädie.

Veröffentlichungen

Weitere Praxisbeispiele

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