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VOR

Informationen für Gesundheitsfachkräfte in Reha-Einrichtungen

Was ist eine verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR)?

Bei der VOR handelt es sich um ein Reha-Angebot der gesetzlichen Rentenversicherung (DRV) für Versicherte mit psychischer Komorbidität im weiteren Sinne. Die verhaltensmedizinische Orientierung steht dabei für den hohen Einbezug psychischer und sozialer Faktoren auf die Krankheitsentstehung und -aufrechterhaltung (biopsychosoziales Modell von Gesundheit und Krankheit).

Zentraler Bestandteil ist die sogenannte Bezugsgruppe, eine feste Gruppe von 10-12 Patientinnen und Patienten. Diese durchlaufen große Teile der Behandlung (Bewegungstherapie, psychologische Gruppentherapie und Entspannungstherapie) gemeinsam.

Gegenüber der regulären medizinischen Reha steht die längere Behandlungsdauer (4 Wochen) und eine starke psychosoziale Ausrichtung der Behandlungsangebote.

In die Bewegungstherapie werden psychische Faktoren wie Motivation und kognitive und emotionale Faktoren der Verhaltensänderung besonders einbezogen. Außerdem bestehen erweiterte Angebote psychotherapeutischer Einzelgespräche.

Haben Sie schon unser Video über die Reha-Formen MBOR und VOR entdeckt? Dort bringen wir die wichtigsten Informationen zur VOR auf den Punkt.

Für wen ist die VOR gedacht?

Die VOR ist für Versicherte gedacht, die neben der medizinischen Hauptdiagnose und gegebenem Reha-Bedarf eine psychische Belastung haben. Diese Belastung kann durch psychische Komorbidität, chronische Schmerzen, Schwierigkeiten bei der Krankheitsverarbeitung oder besondere psychosoziale Schwierigkeiten gegeben sein. Die somatische Indikation steht dennoch im Vordergrund. Bei psychischer Hauptdiagnose sollte die Zuweisung zu einer psychosomatischen / psychotherapeutischen Reha erfolgen, bei zwei gleichwertigen medizinischen und psychischen Funktionsstörungen empfiehlt sich eine Duale Rehabilitation.

Man geht davon aus, dass im Schnitt ca. ein Viertel aller Menschen in der Reha einen Bedarf für eine VOR aufweist1.

Wie können Sie vorbereiten und motivieren?

Nicht alle Rehabilitandinnen und Rehabilitanden fühlen sich gut auf die Reha vorbereitet2. Um gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung zu schaffen, können sowohl vor Beginn als auch während der Reha einige Maßnahmen zur Information und Motivation getroffen werden:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu informieren, zum Beispiel:

  • Einladungsschreiben vor Beginn der VOR
  • schriftliche Informationen zu den Angeboten der Einrichtung inkl. beispielhaftem Therapieplan
  • auf leicht verständliche Informationen für Patientinnen und Patienten verweisen (z.B. “Reha passt” für Patientinnen und Patienten)
persönliche Gespräche (die wichtigste Methode zur Motivationsförderung!)
Erarbeitung persönlicher Reha-Ziele im Aufnahmeprozess
Motivation in psychoedukativen oder psychotherapeutischen Gruppen thematisieren

Ausführliche Informationen und Hinweise, wie Patienten und Patientinnen informiert und motiviert werden können, finden Sie in der Toolbox.

Welche diagnostischen Instrumente können in der VOR eingesetzt werden?

In der VOR sind diagnostische Instrumente ein wichtiges Werkzeug zur korrekten Zuweisung, Therapieplanung, Verlaufskontrolle und sozialmedizinischen Einschätzung. Als Ergänzung zur Erhebung des psychopathologischen Befunds empfiehlt sich ein gestuftes Vorgehen mit flächendeckendem Einsatz eines oder mehrerer Screening-Verfahren und bedarfsorientiertem Einsatz spezifischer Fragebögen bzw. diagnostischer Interviews.

Weitere Informationen und ein Überblick über Gütekriterien und Vergleichsmerkmale der unten beschriebenen psychodiagnostischen Verfahren finden sich im DRV-Konzeptpapier „Psychische Komorbidität“3.

Instrumente im Kontext arbeits- und berufsbezogener Themen bzw. Problemlagen (z. B. FCE-Systeme, Selbstbeurteilungsverfahren) finden Sie in der Toolbox.

Vor der Reha: Einschätzung des VOR-Bedarfs z. B. mithilfe der Ultra-Kurzform des Patient Health Questionnaire (PHQ-4) oder des Ultra-Kurz-Screenings (UKS; in erster Linie für Orthopädie).

In der Reha: Identifikation von Personen mit psychischer Belastung z. B. durch PHQ-9, UKS oder HADS-D (deutsche Version der Hospital Anxiety and Depression Scale). Hinweise auf psychische Komorbiditäten (und deren Ausmaß) können durch gängige Symptomfragebögen wie den SCL-90 (Symptom Checklist-90) oder das BSI (Brief Symptom Inventory) ermittelt werden.

MessbereichInstrument
Angst und DepressivitätPHQ-4 (Löwe et al., 2010)Download
Angst, Depressivität, Schmerz, Belastungen, MotivationUKS (Küch et al., 20114)Download
Depressivität (auch generelle psych. Belastung)PHQ-9
(Kroenke, Spitzer & Williams, 2001)
Download
Angst, Depressivität (auch generelle psych. Belastung)HADS-D (Herrmann-Lingen, Buss & Snaith, 20185)Bezug über Hogrefe-Verlag
Psychische Befindlichkeit / BelastungSCL-90 (Franke, 20146)Bezug über Hogrefe-Verlag
Psychische Befindlichkeit / BelastungBSCL (Franke, 20177)Bezug über Hogrefe-Verlag

Erweiterte Erfassung psychischer Symptome, relevanter sozialer Belastungsfaktoren und Einschränkungen von Aktivitäten und Teilhabe aus Sicht der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden. Solche Fragebögen sind sowohl für die Auswahl geeigneter Therapiebausteine als auch für eine Verlaufsmessung geeignet.

MessbereichInstrument 
DepressionBDI (Beck-Depressions-Inventar)Margraf & Ehlers, 20078
ADS (Allgemeine Depressions-Skala)Hautzinger & Bailer, 19939
SchmerzFESV (Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung)Geissner, 200110
SES (Schmerzempfindungsskala)Geissner, 199611
PDI (Pain Disability Index)Dillmann et al., 201112
Download
AngststörungenBAI (Beck-Angst-Inventar)Margraf & Ehlers, 200713
STAI (State-Trait-Angstinventar)Laux et al., 198114
GAD-7 (Generalised Anxiety Disorder Assessment)Löwe et al., 200815
Somatoforme StörungenSOMS (Screening für somatoforme Störungen)Rief &
Hiller, 200816
Missbräuchlicher AlkoholkonsumAUDIT, AUDIT-C (Alcohol Use Disorder Identification Test)Kriston et al., 200817
StressTICS (Trierer Inventar zum chronischen Stress)Schulz, Schlotz & Becker, 200418
AVEM (Arbeitsbezogene Erlebens- und Verhaltensmuster)Schaarschmidt & Fischer, 200819
Funktionseinschränkungen und GesundheitWAI (Work Ability Index)Hasselhorn & Freude, 200720
FFbH (Funktionsfragebogen Hannover, für Rückenschmerzen)Kohlmann & Raspe, 199621
IMET (Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe)Deck et al., 201122
Download
SF-36 (Fragebogen zum Gesundheitszustand)Morfeld, Kirchberger & Bullinger, 201123
Reha-MotivationPAREMO-20 (Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation)Hafen et al. 200124; Kriz et al., 200625

Die aufgelisteten Fragebögen wurden teilweise aus dem Rahmenkonzept VOR26 und dem Leitfaden Psychische Komorbidität der DRV Bund27 entnommen. Die Tabelle stellt nur eine Auswahl geeigneter Instrumente dar.

Therapiebausteine

Die verhaltensmedizinisch orientierte Reha zeichnet sich gegenüber der regulären medizinischen Reha besonders durch ihr psychologisches Kernangebot und die Geschlossenheit der Gruppenangebote aus. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über Art und Umfang der von der DRV geforderten Therapieangebote in der VOR.

TherapieangebotUmfang
Psychologische Bezugsgruppe2h / Woche
Bewegungstherapeutische Bezugsgruppe5h / Woche
Entspannungstherapie1-1,5h / Woche
Psychologisches Einzelgesprächje 50 Minuten bei Aufnahme und Abschluss, sonst bei Bedarf (60-80%)
Bewegungstherapeutisches EinzelgesprächAufnahme und Abschluss je 20-30 min
Ergänzende Bewegungsangebote: z.B. Physiotherapie, Walking, Radfahren, Ergometertraining, …nach Bedarf
Arbeitsplatztrainingnach Bedarf
Weitere Therapien: z.B. Ergotherapie, Kreativtherapie, Ernährungstherapienach Bedarf

Nähere Informationen zu Inhalten, der konkreten Ausgestaltung und KTL einzelner Angebote finden Sie im Anforderungsprofil VOR28 sowie unter Praxisbeispielen.

Format

geschlossenes Gruppenkonzept mit konstanter Leitung und in Kohorten mit 8-12 Teilnehmenden (Bezugsgruppe), mind. 2x 60 Minuten / Woche, (semi-)strukturierte Sitzungen

Durchführung

Bezugstherapeutin oder -therapeut (Psychotherapeutin/Psychotherapeut, ggf. in Ausbildung)

Inhalte

Psychoedukation (Entstehung und Aufrechthaltung chronischer Krankheiten, Salutogenese, kognitive Triade), indikationsspezifische Inhalte. Häufig sind Zusatzmodule zu Depression, Ängsten und Stressbewältigung sinnvoll.

Bestehende Konzepte
Debora (Schmerzkompetenz- und Depressionspräventionstraining)verschiedene Reha-Einrichtungen (Manual: Mohr et al. 201729)
Back to my Balance (verhaltenstherapeutisches Gruppenkonzept zu Stress und Schmerz)Berolina Klinik Löhne (Lorenz et al. 201930)
ACT-basierter AnsatzMühlenbergklinik Holsteinische Schweiz (China und Benninghoven 201931)
ZRM-basierter AnsatzWaldburg-Zeil-Kliniken Argental (Isele et al. 201932)

[ACT=Akzeptanz- und Commitment-Therapie; ZRM=Zürcher Ressourcen-Modell]

Format

geschlossenes Gruppenkonzept in der Bezugsgruppe mit konstanter Leitung, mind. 5x 60 Minuten / Woche

Durchführung

Sportlehrer/-in oder Physiotherapeut / -therapeutin mit pädagogischer oder bewegungstherapeutischer Fortbildung

Inhalte

Erlebnisorientierte Körperarbeit, Übung von Koordination und motorischen Fähigkeiten

Bestehendes Konzept

Verhaltensbezogene Bewegungstherapie (VBT; Pfeifer, 2014)33

Format

1-1,5h aufgeteilt auf 2-3 Trainings/Woche, idealerweise in der Bezugsgruppe. Einbettung in die Psychologische Bezugsgruppe möglich.

Durchführung

Psychologische bzw. psychologisch geschulte Mitarbeitende unter Supervision

Inhalte

Fokus auf Vermittlung und Einüben von einem Entspannungsverfahren (z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen), Ergänzung durch weitere Verfahren wie Yoga oder Meditation möglich

Manual

Progressive Muskelrelaxation (Hofmann, 2020)34

DRV-Broschüre “Entspannungstherapie in der medizinischen Rehabilitation

Format

je 50 Minuten Aufnahme- und Abschlussgespräch (bei Bedarf mehr)

Durchführung

Leitung der Psychologischen Bezugsgruppe

Inhalte

Aufnahmegespräch: Anamnese, Rückmeldung zur Psychodiagnostik, Zielklärung, Schaffen eines Arbeitsbündnisses

Abschlussgespräch: Bewertung des Rehabilitationsverlaufs, Rückmeldung zur Psychodiagnostik, ggf. Planung von Nachsorgemaßnahmen

Format

je 20-30 Minuten Aufnahme- und Abschlussgespräch, wobei das Abschlussgespräch auch in die Bewegungstherapeutische Gruppentherapie eingebettet werden kann

Durchführung

Leitung der Bewegungstherapeutischen Bezugsgruppe

Inhalte

Aufnahmegespräch: Anamnese des Bewegungsverhaltens und körperlichen Leistungsvermögens, Erarbeitung von Bewegungszielen, Schaffen eines Arbeitsbündnisses
Abschlussgespräch: Bilanz, Planung des Alltagstransfers

Nur in Einrichtungen mit MBOR-Schwerpunktangebot (mind. Stufe B) oder Kooperationseinrichtungen.

Format

Einzel- oder Kleingruppensetting, Dauer pro Sitzung 60-90 Minuten

Durchführung

je nach Bedarf bewegungstherapeutische, psychologische oder ergotherapeutische Berufsgruppen. Eine entsprechende Fortbildung ist sinnvoll.

Inhalte

Training tätigkeitstypischer Arbeitsabläufe und Aktivitäten, die für die Bewältigung der individuellen Arbeitsanforderungen notwendig sind

Welche Nachsorgeangebote gibt es?

Eine effektive VOR endet nicht, wenn Rehabilitandinnen und Rehabilitanden die Reha-Einrichtung verlassen. Vielmehr sollten sich Nachsorgemaßnahmen anschließen, die ihnen gezielt und konkret helfen können, in ihrem Beruf bzw. an ihrem Arbeitsplatz wieder leistungsfähig zu sein.

Um eine wirksame Nachbehandlung anzubahnen, sollte zeitnah nach Beendigung der VOR ein ambulanter Termin beim behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin stattfinden.

Spezifische Informationen zum Thema Übergangsmanagement finden Sie in der Toolbox.

Das Webportal www.nachderreha.de der Rentenversicherung gibt Informationen und einen Überblick zu Nachsorgeangeboten und -programmen der DRV. Außerdem kann gezielt nach (regionalen) Anbietern gesucht werden.

Digitale Nachsorgeangebote. Die Reha-Nachsorgeprogramme der Rentenversicherung werden auch in digitaler Form angeboten:

IRENAMultimodale digitale Reha-Nachsorge
Psy-RENAPsychosomatische digitale Reha-Nachsorge (nur bei Diagnose einer psychischen Störung)
T-RENAUnimodale digitale Trainingstherapie
DE-RENAPsychosomatische Reha-Nachsorge (spezifisch für Personen mit depressiven Störungen)

Außerdem gibt es eine Reihe von digitalen Angeboten, die von Reha-Einrichtungen genutzt werden können. Hierzu zählen die digitale Reha-Nachsorge der Anbieter Caspar Health sowie EvoCare. Diese beiden sind durch die DRV für die Regelversorgung anerkannt und damit von Reha-Einrichtungen (nach Einreichen der Anerkennungsanzeige beim Rentenversicherungsträger) nutzbar .

Zusammenarbeit mit externen Institutionen

Die Zusammenarbeit mit externen Institutionen hat zum Ziel,

die beruflichen Hintergründe von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu klären und besser zu verstehen,
Anpassungen am (bisherigen oder zukünftigen) Arbeitsplatz in die Wege zu leiten und
Informationen über den Rehabilitationsverlauf und das -ergebnis zeitnah an relevante Akteure weiterzugeben.

Solche Institutionen oder Akteure können beispielsweise sein: Arbeitgebende, Betriebsärztinnen und -ärzte, betriebliche Sozialberatung, behandelnde Ärzte und Ärztinnen, behandelnde Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Rehabilitations-Fachberatung der Leistungsträger, Einrichtungen beruflicher Rehabilitation (u.a. Berufsförderungswerke, BFW) und Integrationsfachdienste.

Eine Vernetzung mit externen Institutionen erfordert umfangreiche Kontakte und eine intensive und kontinuierliche Kooperation mit diesen Stellen und Personen. Auch innerhalb des Reha-Teams ist eine gute Kommunikationsstruktur mit kurzen Informationswegen notwendig, um auf dieser Grundlage rechtzeitig die geeigneten Kontakte herzustellen.

Die Inhalte externer Zusammenarbeit variieren je nach konkreter Zielstellung. Hierzu können Bereiche gehören wie:

Anpassung und Optimierung der Therapie und Behandlung (ärztlich, psychotherapeutisch)
Abstimmung mit den vor- bzw. weiterbehandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten über Diagnosen, diagnostische Abklärungen, Vorbehandlungen, mögliche Weiterbehandlungen bzw. zukünftige Behandlungsoptionen
Entwicklung einer beruflichen Perspektive; Anpassungen am Arbeitsplatz (z.B. Hilfsmittel, innerbetriebliche Umsetzung etc.)
Abstimmung mit den Agenturen für Arbeit zur Entgeltsicherung
Abstimmung mit den Leistungsträgern zum Übergangsgeld oder zum Stand von Rentenantragsverfahren
Abstimmung mit den Arbeitgebenden zur Stufenweisen Wiedereingliederung und zur Klärung der Arbeitsplatzsituation
Beurteilung der Arbeitsfähigkeit aus psychologischer Sicht (Einschätzung der behandelnden Psychotherapeutin bzw. des behandelnden Psychotherapeuten)

Es ist zu beachten, dass eine Kontaktaufnahme zu externen Personen und Institutionen (insbesondere zum Arbeitgebenden) das Einverständnis der Rehabilitandin / des Rehabilitanden und die Wahrung des Datenschutzes voraussetzt.

In der Toolbox finden Sie eine Kurzbeschreibung wesentlicher externer Stellen und Institutionen, mit denen v.a. bei beruflichen Problemlagen Kontakt aufgenommen werden kann.

Wirksamkeit

VORteilhaft: Patientinnen und Patienten profitieren in einigen Aspekten (z.B. Schmerzbewältigung) stärker von einer orthopädischen VOR als von einer regulären orthopädischen Reha.
Viele Schmerz-Patienten und -Patientinnen leiden auch unter depressiven Symptomen – diese können durch die VOR teilweise stärker reduziert werden.
Im Hinblick auf sozialmedizinische Kriterien wie die Anzahl von AU-Tagen schneiden beide Reha-Konzepte gleich gut ab.
Weitere Untersuchungen (z.B. in Bezug auf andere Indikationen) und auch Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit stehen noch aus, da das Konzept noch recht neu ist.

Weitere Informationen zu VOR:
Einen Überblick über Forschungsstand und verschiedene VOR-Konzepte gibt das Sonderheft “Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation” der Zeitschrift Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation (Worringen, 2019).

StudiePopulationInterventionHinweise auf Wirksamkeit
Mangels et al., 2009
(RCT)
Orthopädische RehabilitandenVOR mit und ohne Telefonnachsorge vs. MREnde der Reha, 1 Jahr nach Reha
Überlegenheit der VOR:
Schmerzbewältigung
Depressivität (nur Ende der Reha)
Lebenszufriedenheit (nur VOR mit Telefonnachsorge)

Vergleichbare Effekte:
⇔ Schmerzwahrnehmung
⇔ schmerzbezogene Beeinträchtigung
⇔ schmerzbezogene Selbstwirksamkeit
⇔ Gesundheitszustand
Markus et al., 2022
(prospektive Kohortenstudie)
Orthopädische RehabilitandenVOR vs. MR10 Monate nach Reha
Überlegenheit der VOR:
subjektive Arbeitsfähigkeit
körperliche Funktionsfähigkeit
schmerzbezogene Beeinträchtigung
Krankheitsbewältigungskompetenz
Inanspruchnahme von Arbeitslosengeld

Vergleichbare Effekte:
⇔ Arbeitsunfähigkeits-Dauer
⇔ Depressivität
⇔ Angst
⇔ Gesundheitszustand
Erläuterungen: ↗ Verbesserung, ↘ Reduktion; ⇔ vergleichbare Effekte für beide Gruppen. MR: reguläre medizinische Reha. RCT: Randomisiert-kontrollierte Studie.

Die Übersicht enthält Studien, die die Wirksamkeit (efficacy) eines implementierten VOR-Konzepts im Vergleich zur regulären medizinischen Reha untersucht haben. Derzeit sind diese nur für den Bereich der Orthopädie vorhanden.  

Für die kardiologische Reha liegt bereits eine Implementierungsstudie (Benninghoven et al., 2022) vor, außerdem wird derzeit eine Wirksamkeitsstudie durchgeführt (VoR-Kardio, Laufzeit bis 02/2025, Universität zu Lübeck, www.vor-kardio.de; Bethge et al., 2023).

Unsere Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Aktualität (Stand: 11/2023).

Benninghoven, D., Menke, E., China, C., Schroeder, F. & Bethge, M. (2022). Implementierung einer Verhaltensmedizinisch Orientierten Rehabilitation in der Kardiologie. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 72(9-10), 429–437. https://doi.org/10.1055/a-1749-6379.

Bethge, M., Thome-Soós, F., Rašo, L. M., Weier, L., Benninghoven, D. (2023). Cognitive-behavioral rehabilitation in patients with cardiovascular diseases: a randomized controlled trial (CBR-CARDIO, DRKS00029295). BMC Cardiovascular Disorders23(1), 252. https://doi.org/10.1186/s12872-023-03272-1 .

Mangels, M., Schwarz, S., Worringen, U., Holme, M. & Rief, W. (2009). Evaluation of a behavioral-medical inpatient rehabilitation treatment including booster sessions: a randomized controlled study. Clinical Journal of Pain, 25(5), 356–364. https://doi.org/10.1097/ajp.0b013e3181925791.

Markus, M., Euhus, A. & Bethge, M. (2022). Effectiveness of behavioural medical rehabilitation under real-life conditions in Germany: A propensity-score matched analysis. Journal of Rehabilitation Medicine, 54, jrm00248. https://doi.org/10.2340/jrm.v53.469 .

Worringen, U. (2019). Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation: Konzept, Zielgruppe und Wirksamkeit. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 32(1), 4-18.

Praxisbeispiele VOR

Wie setzen andere Kliniken die VOR um?

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reha-passt.de ist Teil eines Forschungsprojekts des Uniklinikums Würzburg. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, unsere Website zu bewerten. Sie helfen uns damit, Menschen besser über Reha zu informieren.
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  1. Streibelt et al., 2013 (Beitrag in Tagungsband) ↩︎
  2. Walther et al., 2015; Walther et al. 2017 ↩︎
  3. Leitfaden Psychische Komorbidität (DRV Bund, 2014) ↩︎
  4. Küch D., Arndt, S., Grabe A., Manthey W., Schwabe M., Fischer D. (2011). UKS – Ultra-Kurz-Screening psychosozialer Problemlagen zur bedarfsorientierten Angebotszuweisung in der somatischen Rehabilitation. In: Arbeitskreis Klinische Psychologie in der Rehabilitation des BDP (Hrsg.). Psychologische Behandlung im Krankheitsverlauf. Akutversorgung – Rehabilitation – Nachsorge (S. 70-83). Köln: Deutscher Psychologen Verlag. ↩︎
  5. Hermann-Lingen, C., Buss, U. & Snaith, R. P. (2018). HADS-D Hospital Anxiety and Depression Scale – Deutsche Version. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  6. Franke, G. (2014). Symptom-Checklist-90®-Standard. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  7. Franke, G. (2017). Brief-Symptom-Checklist. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  8. Hautzinger, M., Keller, F. & Kühner, C. (2009). BDI-II – Beck-Depressions-Inventar Revision. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  9. Hautzinger, M., Bailer, M. (1993). Allgemeine Depressionsskala ADS. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  10. Geissner, E. (2001). Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung FESV. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  11. Geissner, E. (1996). Die Schmerzempfindungs-Skala SES. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  12. Dillmann et al., 2011 ↩︎
  13. Margraf, J., Ehlers A. (2007). Das Beck-Angst-Inventar BAI. Bern: Huber. ↩︎
  14. Laux, L., Glanzmann, P., Schaffner, P., Spielberger C. D. (1981). State-Trait-Angstinventar (STAI). Weinheim: Beltz. ↩︎
  15. Löwe et al., 2008 ↩︎
  16. Rief, W. & Hiller, W. (2008). SOMS – Screening für Somatoforme Störungen. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  17. Kriston et al., 2008 ↩︎
  18. Schulz, P., Schlotz, W., Becker, P. (2004). TICS –Trierer Inventar zum chronischen Stress Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  19. Schaarschmidt, U., Fischer, A. W. (2008). AVEM Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (3. überarbeitete und erweiterte Auflage). Frankfurt: Pearson. ↩︎
  20. Hasselhorn, H.M. & Freude, G. (2007). Der Work Ability Index – ein Leitfaden. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Sonderschrift S 87. ↩︎
  21. Kohlmann, T., & Raspe, H. (1996). Der Funktionsfragebogen Hannover zur alltagsnahen Diagnostik der Funktionsbeeinträchtigung durch Rückenschmerzen (FFBH-R). Die Rehabilitation, 35(1), I-VIII. ↩︎
  22. Deck et al, 2011 ↩︎
  23. Morfeld, M., Kirchberger, I. & Bullinger, M. (2011). Fragebogen zum Gesundheitszustand. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  24. Hafen et al., 2001 ↩︎
  25. Kriz, D., Wirtz, M., Herwig, J., Töns, N., Hafen, K., Nübling, R. & Bengel, J. (2006). Weiterentwicklung und Normierung des PAREMO. In Nübling, R., Muthny, F. & Bengel, J. (Hrsg.), Reha-Motivation und Behandlungserwartung (S. 161-178). Bern: Huber. ↩︎
  26. Rahmenkonzept VOR (DRV Bund, 2015). ↩︎
  27. Leitfaden Psychische Komorbidität (DRV Bund, 2014). ↩︎
  28. Anforderungsprofil VOR (DRV Bund, 2018). ↩︎
  29. Mohr, B., Korsch, S., Roch, S. & Hampel, P. (2017). Debora – Trainingsmanual Rückenschmerzkompetenz und Depressionsprävention. Berlin: Springer. ↩︎
  30. Lorenz, K., Manhart, A.K., König, H. & Stock Gissendanner, S. (2019). Verhaltensmedizinisch orientierte orthopädische Rehabilitation in der Praxis. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 32 (1), 19–31. ↩︎
  31. China, C. & Benninghoven, D. (2019). Segeln im Sturm – Orientierung finden im Kontext chronischer körperlicher Erkrankung in der Verhaltensmedizinisch Orientierten Rehabilitation (VOR) mit Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 32 (1), 44–52. ↩︎
  32. Isele, C., Meng, K. & von Neukirch, C. (2019). Die Umsetzung des Zürcher Ressourcen Modells in der VOR. Ein Erfahrungsbericht. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 32 (1), 53–63. ↩︎
  33. https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_fuer_aerzte/fort_und_weiterbildung/fortbildungen/flyer/Flyer_VBT.pdf?__blob=publicationFile&v=1 ↩︎
  34. Hofmann, E. (2020). Progressive Muskelentspannung. Ein Trainingsprogramm. Göttingen: Hogrefe. ↩︎
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