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FCE-Systeme

Erfassung der arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden

Mitarbeit: Dr. Torsten Alles, iqpr, Köln

Sportschuhe, zwei kleine Hanteln und ein Springseil liegen auf einer Matte.
Foto: Alexandra Tran auf Unsplash

FCE-Systeme sind Testverfahren, die zur objektiven Erfassung der individuellen arbeitsbezogenen Leistungsfähigkeit entwickelt wurden. Die Abkürzung FCE steht für „functional capacity evaluation“.

FCE-Systeme messen die individuelle Fähigkeit (capacity) von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden, Anforderungen einer bestimmten Arbeitstätigkeit zu erfüllen. Sie beinhalten neben standardisierten körperlich orientierten Testaufgaben auch anamnestische Erhebungen, Interviewelemente und Beobachtungen. Die möglichst realitätsgerechte Beurteilung der Arbeitsfähigkeiten von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bezieht sich dabei schwerpunktmäßig auf häufig vorkommende physische Aspekte der Arbeit (z. B. Heben, Tragen) und erfolgt über standardisierte Leistungstests.

FCE-Systeme sollten nicht als alleinige Bewertung der funktionellen Leistungsfähigkeit von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden angesehen werden. Vielmehr sollten sie durch klinische Untersuchungen, weitere Funktionsmessungen und patientenzentrierte Variablen (z.B. subjektive Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens) ergänzt werden1.

Wichtig ist auch, in welchem Verhältnis die Leistungsfähigkeit zu den Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes steht. Für diesen Abgleich werden Dokumentationssysteme bzw. Profilvergleichsverfahren eingesetzt.

EFL

Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit nach Isernhagen2

Die Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit ermöglicht eine objektivierte Beurteilung der funktionellen Leistungsfähigkeit.
Das Verfahren umfasst die folgenden physischen Tests:

  • „psychophysische Tests“ (Belastung der Rehabilitandin/des Rehabilitanden bis zu ihrer/seiner Leistungsgrenze)
  • „kinesiophysische Tests“ (Ermittlung der maximalen Leistungsfähigkeit der Rehabilitandin/des Rehabilitanden innerhalb einer ergonomischen Testausführung)

Das EFL-Bewertungssystem beruht auf der kinesiophysischen Methodik. Die gesamte Testbatterie umfasst 29 standardisierte funktionelle Leistungstests (z. B. Heben, Tragen, Arbeiten über Kopfhöhe, Leiter steigen, Handkoordination). Die reine Testdurchführung dauert fünf bis sechs Stunden und wird auf zwei Tage aufgeteilt. 

Die individuelle Belastbarkeit von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in den einzelnen Tests wird in eine EFL-Tabelle eingetragen. Die geschätzte Belastbarkeit wird während eines achtstündigen-Arbeitstags ermittelt und in ein Leistungsprofil überführt. Das Leistungsprofil wird dem arbeits- und berufsbezogenen Anforderungsprofil (der jeweiligen Arbeitsstelle der Rehabilitandin/des Rehabilitanden) gegenübergestellt („Job Match“), wobei Defizite und Fertigkeiten deutlich werden, die in der Therapie gezielt trainiert werden können. In das Anforderungsprofil können Angaben der Rehabilitandin/des Rehabilitanden und des/der Arbeitgebenden eingehen. Der Beobachtung der Rehabilitandin/des Rehabilitanden in der Testsituation (z. B. bzgl. des Umgangs mit Beschwerden) kommt eine wichtige Rolle zu.

Um den Aufwand einer kompletten EFL-Testung zu reduzieren, wurden EFL-Kurzformen entwickelt. Innerhalb dieser gekürzten Variante werden wie bei der ausführlichen EFL-Version mehrere Anforderungen des Arbeitsplatzes bestimmt und anschließend in arbeitsplatzbezogene Testsituationen umgesetzt. Die Tests sind hinsichtlich des Zeitaufwands im Verhältnis zum EFL-Gesamtverfahren erheblich gekürzt und geben Auskunft über die momentane funktionelle Leistungsfähigkeit bezogen auf indikationsbezogene bzw. individuelle Fragestellungen.

Die Einführung der EFL-Methode und die Beteiligung an EFL-Kursen, in denen die Ausbildung von EFL-Anwendern erfolgt, setzt den Erwerb einer Lizenz des EFL-Instituts voraus. 

Als Ergänzung zum EFL und anderen Verfahren zur Erfassung der funktionellen Leistungsfähigkeit ist der früher als „PACT-Test” bekannte Modified Spinal Function Sort anzusehen3. Dieser Test erhebt die subjektive Einschätzung der funktionellen Leistungsfähigkeit der Probandinnen und Probanden. 

ERGOS® II™; SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System

Bei ERGOS® II™ handelt es sich um die Weiterentwicklung des psychophysischen Testsystems ERGOS®4. Zielparameter ist die maximale Leistungsfähigkeit (ohne ausdrückliche Berücksichtigung ergonomischer Aspekte). 

Beim SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System handelt es sich um einen Arbeitssimulator, der die Testung des körperlichen Arbeitsvermögens einer Rehabilitandin / eines Rehabilitanden (der „Performance“) zum Ziel hat. 

Für beide FCE-Verfahren ist der Vertrieb in Deutschland derzeit unklar. Informationen finden Sie hier.

ELA

Einschätzung körperlicher Leistungsfähigkeiten bei arbeitsbezogenen Aktivitäten (David Bühne, Torsten Alles, iqpr, Köln)

Das FCE-Verfahren ELA dient der Erhebung der arbeitsbezogenen körperlichen Leistungsfähigkeit und wurde speziell für den Einsatz in der beruflich orientierten medizinischen Rehabilitation (z.B. MBOR) konzipiert.
Charakteristisch für ELA sind 

  • die möglichst realitätsnahe Simulation konkreter beruflicher Anforderungen bei Einhaltung FCE-spezifischer Teststandards,
  • die ökonomische, an die individuellen Bedarfe der Patientinnen und Patienten angepasste Auswahl der Aktivitätstests (modularer Einsatz) sowie
  • die direkte Anbindungsmöglichkeit an das Profilvergleichs- und Dokumentationssystem IMBA.

Bestandteil des Verfahrens sind 24 Aktivitätstests aus den Bereichen Körperhaltung (z.B. Stehen, Knien, Hocken), Körperfortbewegung (z.B. Gehen, Klettern, Kriechen), Körperteilbewegung (z.B. Kniebeugen, Bücken und Aufrichten) sowie komplexe Merkmale (z.B. Heben, Schieben und Ziehen, Feinmotorik). 

Vorgesehen ist ein an die individuelle Beanspruchung der Patientin/des Patienten angepasster Einsatz des Verfahrens. Getestet werden diejenigen Fähigkeiten, die als potenziell unzureichend zur Erfüllung beruflicher Anforderungen eingeschätzt werden. Die Auswahl der Tests erfolgt u.a. auf Grundlage anamnestischer Daten sowie der subjektiven Beanspruchungsangabe der Patientin/des Patienten. 

Bei der Beurteilung der arbeitsbezogenen Leistungsfähigkeit drohen Transferverluste, wenn berufliche Anforderungen im Rahmen der Testung nur unzureichend abgebildet werden. Um dies zu vermeiden, sieht ELA eine möglichst realitätsnahe Simulation der konkreten beruflichen Anforderungen vor (dies betrifft z.B. die Beschaffenheit von Lasten und arbeitsplatzspezifische Ausführungsbedingungen). Transparenz und Nachvollziehbarkeit werden durch eine standardisierte Dokumentationsform gewährleistet. 

Die Beurteilung der arbeitsbezogenen Leistungsfähigkeit erfolgt durch die Gegenüberstellung der erhobenen individuellen körperlichen Fähigkeiten und der konkreten beruflichen Anforderungen. Die beruflichen Anforderungen sind idealerweise in Form eines IMBA-Anforderungsprofils dokumentiert. Sollte eine konkrete Arbeitsplatzbeschreibung nicht vorliegen, können die notwendigen Informationen mit Hilfe eines Patientinnen-/Patienteninterviews erhoben werden. Über die Beurteilung der körperlichen Arbeitsfähigkeit hinaus kann ELA auch zur Therapieplanung und -steuerung eingesetzt werden. 

Obligatorische Voraussetzung für die Anwendung des Verfahrens ist eine Schulung durch das iqpr. Das Verfahren ELA ist frei von jeglichen Lizenzkosten. 

Ansprechpartner für weitere Informationen

Dr. Torsten Alles 
iqpr GmbH 
Eupener Str. 70 
50933 Köln 
E-Mail: alles@iqpr.de

Quellenangaben
  1. Schreiber et al., 2000 ↩︎
  2. Kaiser et al. 2000; Isernhagen, S.J., Hart, D.L. & Matheson, L.M. (1999). Reliability of independent observer judgments of level of lift effort in a kinesiophysical functional capacity evaluation. Work, 12, 145-150. ↩︎
  3. Borloz et al. 2012; Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (SAR) – Arbeitsgruppe Ergonomie (1996). Selbsteinschätzung der körperlichen Fähigkeiten (PACT). Luzern: SAR. Originalversion: Performance Assessment and Capacity Testing. Matheson & Matheson (1989) ↩︎
  4. Glatz et al., 2006 ↩︎
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