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Praxisbeispiel

Gruppenpsychotherapie (VOR)

Einrichtung: Mühlenbergklinik Bad Malente

Indikation: Kardiologie

Zielgruppe: Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und komorbider psychischer Beeinträchtigung

Beteiligte Berufsgruppen: Psychologinnen und Psychologen, Ärztinnen und Ärzte, Physiotherapeutinnen und Physiotherpeuten

Bad Malente auf einer Deutschlandkarte

Ziele

Die Patientinnen und Patienten sollen über ihre Herzerkrankung, deren Interaktion mit der psychischen Befindlichkeit, über Modelle der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Probleme sowie über bewährte Veränderungsmöglichkeiten informiert werden.

Die Akzeptanz von negativen Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen soll erleichtert werden. Es soll eine Neuorientierung bezüglich der eigenen Werte vor dem Hintergrund der Herzerkrankung stattfinden, und die Verhaltenskonsequenzen dieser Neuorientierung besonders bezogen auf das Gesundheitsverhalten sollen definiert, geplant und erprobt werden.

Beschreibung

Den Rahmen für die in den sieben Gruppensitzungen à 90 Minuten vermittelten Inhalte bildet die Akzeptanz- und Commitment-Therapie in Anlehnung an Hayes, Strosahl und Wilson (2011)1. Dabei wird nach einer Kennenlernphase auf die folgenden Inhalte Bezug genommen:

  • Erarbeitung eines biopsychosozialen Krankheitsmodells
  • Psychoedukation zu den Zusammenhängen zwischen kardiovaskulärer Erkrankung und psychischer Befindlichkeit mit besonderem Fokus auf Angst als limitierendem Faktor
  • Einführung des Achsamkeitskonzeptes und der Selbstwahrnehmung innerer Prozesse
  • Einführung der ACT-Matrix mit Werteorientierung
  • Einführung des Konzeptes der kognitiven Defusion und der Akzeptanz negativen Erlebens
  • Transfer in die Zeit nach der Reha vor dem Hintergrund der SMART-Ziele und der aus der Wertearbeit abgeleiteten Commitments
  • Abschlussreflexion

Die Gruppe wird psychotherapeutisch geleitet. In der ersten und der letzten Gruppensitzung können Vertreter und Vertreterinnen der anderen Berufsgruppen (Physiotherapie/Medizin) zusätzlich anwesend sein, um den interdisziplinären Charakter der Behandlung für die Patientinnen und Patienten deutlich werden zu lassen.

Je nach Bedarf können bewährte Elemente aus den Themenbereichen Angst-, Depressions- und Stressbewältigung integriert werden. Auch andere Anliegen aus den jeweiligen Lebenssituationen der Patientinnen und Patienten (familiäre Konflikte, Pflege von Angehörigen, Belastungen am Arbeitsplatz etc.) sollten bei Bedarf Berücksichtigung finden.

Das sagt die Klinik:

Hilfreich bei der Implementierung:

Fortbildung der beteiligten Berufsgruppen in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (vertiefend für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, im Überblick für die anderen Berufsgruppen)

Fortbildung der Psycho- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten in Grundlagen der Kardiologie (Grundkenntnisse der wichtigsten kardiologischen Krankheitsbilder)

● Start mit einer Pilotgruppe und nachfolgender Evaluation der Pilotphase vor dem Übergang in die Routineversorgung

Weiterbildung der beteiligten Ärztinnen und Ärzte z.B. in der psychosomatischen Grundversorgung

Weiterbildung der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten z.B. in verhaltensbezogener Bewegungstherapie

Barrieren und Lösungsansätze:

Auf Seiten von Kliniken:
● vorhandene Vorbehalte gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen – können durch entsprechende Fortbildungen und durch korrigierende persönliche Erfahrungen ausgeräumt werden.

● Vorbehalte gegenüber Supervisionskonzepten – können durch korrigierende persönliche Erfahrungen ausgeräumt werden.

● Befürchtung erhöhten Planungsaufwandes für die Durchführung geschlossener Gruppen mit personeller Konstanz in der interdisziplinären Betreuung – können u.U. durch Hospitationen in Kliniken mit etablierten VOR-Konzepten entschärft werden.

Auf Seiten von Patientinnen und Patienten:
● Ängste vor Psychotherapie in Gruppen sowie vor einer zu starken Psychopathologisierung – können durch entsprechendes edukatives Vorgehen zu Beginn der Behandlung ausgeräumt werden.

  1. Hayes, S. C., Strosahl, K. D., & Wilson, K. G. (2011). Acceptance and commitment therapy: The process and practice of mindful change. New York: Guilford Press. ↩︎
Veröffentlichungen

Benninghoven, D., Menke, E., China, C., Schroeder, F., Bethge, M. (2022). Implementierung einer verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitation in der Kardiologie. Psychosomatik Psychotherapie Medizinische Psychologie, 72, 429-437. https://doi.org/10.1055/a-1749-6379.

Bethge, M., Thome-Soós, F., Rašo, L.M., Weier, L., Benninghoven, D. (2023) Cognitive-behavioral rehabilitation in patients with cardiovascular diseases: a randomized controlled trial (CBR-CARDIO, DRKS00029295). BMC Cardiovascular Disorders, 23, 252. https://doi.org/10.1186/s12872-023-03272-1.

China, C., Benninghoven, D. (2019). “Segeln im Sturm” – Orientierung finden im Kontext chronischer körperlicher Erkrankung in der verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitation (VOR) mit Akzpetanz- und Commitment-Therapie (ACT). Klinische Verhaltensmedizin & Rehabilitation 32(1), 44-52.

Ein Manual befindet sich in Vorbereitung.

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