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Selbstmanagement und Partizipation

Wie können Rehabilitandinnen und Rehabilitanden aktiv an ihrer Behandlung mitwirken und mitentscheiden?

Informieren

Es ist sehr wichtig, Patienten und Patientinnen bereits vor Beginn der Maßnahme über die Ziele und Inhalte der Reha zu informieren. Hierdurch können falsche Erwartungen („Ich bin hier doch zur Kur!“) vermieden sowie realistische Erwartungen und Zielvorstellungen gestärkt werden.

Zusätzlich kann so die Motivation gefördert werden, sich in der Reha mit der individuellen Berufs- und Arbeitssituation oder mit psychischen Einflüssen auf die Erkrankung auseinanderzusetzen.

Die frühzeitige Information kann die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit (Adhärenz) erhöhen und Maßnahmenabbrüchen entgegenwirken.

Zu den Möglichkeiten, Patientinnen und Patienten vor Beginn der Reha zu informieren, zählen zum Beispiel:

Einladungsschreiben

Das Einladungsschreiben sollte so gestaltet sein, dass keine falschen Erwartungen an die Behandlung geweckt oder unterstützt werden. Das heißt: In diesem Schreiben muss klar dargestellt sein, wo der Schwerpunkt der Maßnahme liegt, z. B. welche Behandlungselemente vorgesehen sind. Diese Schwerpunktsetzung sollte außerdem begründet werden (sprich: was ist der Zweck dieser Reha-Maßnahme?).

Informationsbroschüren

Schriftliche Informationen zum Angebot der Einrichtung bieten die Möglichkeit, sich einen Überblick über die angebotenen Interventionen und die Ziele der Maßnahmen zu verschaffen. Auch eine solche Information dient dazu, unpassenden Erwartungen vorzubeugen.

Patientengerechte Gestaltung

Wichtig ist dabei: die Gestaltung solcher Materialien sollte sich an den Patientinnen und Patienten orientieren. Die Formulierung sollte möglichst leicht verständlich sein. Das ist besonders wichtig, um auch Menschen mit einer geringen Gesundheitskompetenz zu erreichen. Darunter versteht man Betroffene, die nur wenig Wissen über ihre Erkrankung haben und denen es an Fertigkeiten im Umgang mit ihrer Erkrankung fehlt.

Verwenden Sie daher bewusst etwas Engagement und Zeit auf die patientengerechte Gestaltung Ihrer Informationsmaterialien.

Es gibt Leitfäden und Checklisten1 für eine verständliche Textgestaltung. Diese können Ihnen dabei helfen, Texte und Materialien zu überprüfen, anzupassen oder zu gestalten. Hilfen für eine lesefreundliche Gestaltung von Texten finden Sie zum Beispiel auch im folgenden Buch:

Langer, I., Schulz von Thun, F. & Tausch, R. (2011). Sich verständlich ausdrücken. München: Reinhardt.

Motivieren

Wichtig bei der Motivationsförderung: Orientieren Sie sich daran, inwieweit Rehabilitanden und Rehabilitandinnen schon zu einer Auseinandersetzung mit ihrer individuellen Problematik bereit sind. Motivation kann sich im Verlauf des Reha-Prozesses entwickeln, Motivationsförderung kann auch ein explizites Therapieziel sein. Eine geringe oder unklare Motivation zu Reha-Beginn weist nicht automatisch darauf hin, dass z.B. eine MBOR für einen Patienten oder eine Patientin mit berufsbezogenen Problemlagen nicht geeignet ist.

Mögliche Methoden sind:

Einladungsschreiben

so gestalten, dass keine falschen Erwartungen an die Behandlung geweckt oder unterstützt werden

Informationsbroschüren

• geben einen Überblick über die angebotenen Interventionen und Ziele der Maßnahmen
• dienen auch dazu, „Kurerwartungen“ vorzubeugen

Motivation zu Reha-Beginn thematisieren

Ziele der medizinischen Reha im Aufnahmegespräch und / oder in einem Vortrag erläutern

Motivation in Gruppen thematisieren

• psychoedukative oder psychotherapeutische Gruppen
• standardisierte Gruppenprogamme können genutzt werden (z.B. ZAZO2, Berufliche Zukunft3, ZRM4)

Reha-Ziele erarbeiten

Ein wichtiger Baustein bei der Motivationsförderung und der aktiven Einbeziehung von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden ist die Erarbeitung persönlicher Reha-Ziele. Diese sollten definiert und dafür konkrete Zielformulierungen erarbeitet werden (z. B. „Was möchte ich in der Reha bezogen auf mein Erwerbsleben erreichen?“).

  • Für eine solche Zielklärung können bereits vorab Fragebögen (z.B. FieZ-Zwischenbilanzbogen5) versendet werden.
  • Im Gespräch mit den Behandelnden, aber auch im Rahmen von Vorstellungsrunden (z. B. auf Station) können Reha-Ziele thematisiert werden. Im Rahmen der Gespräche mit dem Sozialdienst oder psychologischen Dienst kann beispielsweise besprochen werden, welche beruflichen Ziele angestrebt werden und welche Hilfen sie dabei erhalten können.
  • Soll der Zielfindung und -umsetzung im Rahmen der Rehabilitation ein besonders zentraler Stellenwert eingeräumt werden, können strukturierte Gruppenprogramme wie z.B. ZAZO6 zum Einsatz kommen.

Wichtig ist auch, Ziele möglichst partizipativ zu vereinbaren. Das heißt, die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sind aktiv beteiligt. Sie tauschen sich mit den Behandelnden über mögliche Reha-Ziele aus, vereinbaren diese gemeinsam und besprechen ihre konkrete Umsetzung wie auch mögliche Barrieren bei der Zielerreichung und Möglichkeiten ihrer Überwindung.

Das Arbeitsbuch Reha-Ziele gibt praktische Unterstützung bei der Umsetzung partizipativer Reha-Zielvereinbarung. Es bietet unter anderem Hilfestellungen für die Zielformulierung, konkrete Praxisbeispiele und weitere Materialien. Es enthält außerdem Informationen, Methoden und Werkzeuge zur Umsetzung einer stärkeren Zielorientierung in Reha-Kliniken.

Partizipative Einbindung

„Partizipativ“ heißt gemeinsam. Das bezieht sich einerseits darauf, Rehabilitanden und Rehabilitandinnen aktiv in ihre Reha-Maßnahme einzubeziehen. Etwa bei der gemeinsamen Vereinbarung von Reha-Zielen oder darauf aufbauend auch Therapiemaßnahmen. Das ermöglicht das Eingehen auf die individuellen Bedarfslagen und fördert die Motivation zur Auseinandersetzung mit der eigenen Situation und Erwerbsperspektive. Es ist belegt, dass eine solche verstärkte Einbeziehung mit höherer Behandlungszufriedenheit einhergeht7.

„Partizipativ“ bezieht sich aber auch auf das Reha-Team. Gemeint ist ein gemeinsames Handeln, interprofessionelle Zusammenarbeit im Team und gemeinschaftliche Entscheidungsfindung.

Eine gute interprofessionelle Kooperation erlaubt die optimale Nutzung der Ressourcen und Kompetenzen aller Teammitglieder, trägt zu Mitarbeitendenzufriedenheit, effektiver Arbeit und damit zu einer wirksamen und erfolgreichen Rehabilitation bei.

Quellenangaben

  1. Material- und Methodensammlung Gesundheitskompetenz: Verständlich informieren und beraten (Universität Bielefeld, 2017) ↩︎
  2. Hanna et al., 2010; Fiedler, R., Hanna, R., Hinrichs, J. & Heuft, G. (2011). Förderung beruflicher Motivation. Trainingsprogramm für die Rehabilitation. Weinheim: Beltz ↩︎
  3. Bönisch, A. & Dorn, M. (2014). Berufliche Zukunft – Orientierungshilfe zur Erwerbsfähigkeit und Wiedereingliederung – Manual und CD mit Seminarunterlagen. Regensburg: Roderer.
    Bönisch et al., 2012 ↩︎
  4. Storch, M. & Krause, F., Weber, J. (2022). Selbstmanagement – ressourcenorientiert. Theoretische Grundlagen und Trainingsmanual für die Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell (7. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. ↩︎
  5. Erarbeitung durch FieZ-Arbeitsgruppe des St. Franziska Stiftes Bad Kreuznach im Projekt FieZ (Förderung individueller erwerbsbezogener Zielorientierung; DRV Rheinland-Pfalz, Bürger & Nübling, 2015) ↩︎
  6. Hanna et al., 2010; Fiedler, R., Hanna, R., Hinrichs, J. & Heuft, G. (2011). Förderung beruflicher Motivation. Trainingsprogramm für die Rehabilitation. Weinheim: Beltz. ↩︎
  7. Lukasczik et al. 2015; Quaschning et al. 2013; Richter et al. 2011a; Richter et al. 2011b; Zimmermann et al. 2014 ↩︎
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