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VOR

Ein Überblick für Ärzte und Ärztinnen bzw. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten

Was ist eine verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR)?

Bei der VOR handelt es sich um ein Reha-Angebot der gesetzlichen Rentenversicherung (DRV) für Versicherte mit somatischer Hauptdiagnose und psychischer Komorbidität im weiteren Sinne. Die verhaltensmedizinische Orientierung steht dabei für den starken Einbezug psychischer und sozialer Faktoren auf die Krankheitsentstehung und -aufrechterhaltung (biopsychosoziales Modell von Gesundheit und Krankheit).

Zentraler Bestandteil ist die sogenannte Bezugsgruppe, eine feste Gruppe von 10-12 Patienten und Patientinnen. Diese durchlaufen große Teile der Behandlung (Bewegungstherapie, psychologische Gruppentherapie und Entspannungstherapie) gemeinsam.

Gegenüber der „klassischen“ medizinischen Reha stehen die längere Behandlungsdauer (4 Wochen) und eine starke psychosoziale Ausrichtung der Behandlungsangebote. Zum Beispiel werden in der Bewegungstherapie psychische Faktoren wie Motivation und deren Einfluss auf Verhaltensänderung besonders einbezogen. Außerdem bestehen erweiterte Angebote psychotherapeutischer Einzelgespräche.

Für wen ist die VOR gedacht?

Die VOR ist für Patientinnen und Patienten gedacht, die neben der medizinischen Hauptdiagnose und gegebenem Rehabedarf eine (diagnostizierbare) psychische Belastung haben. Diese Belastung kann durch psychische Komorbidität, chronische Schmerzen, Schwierigkeiten bei der Krankheitsverarbeitung oder andere besondere psychosoziale Schwierigkeiten gegeben sein. Die somatische Indikation steht dennoch im Vordergrund.

Es gibt daher VOR-Programme für verschiedene Indikationen, d.h. für Betroffene mit unterschiedlichen körperlichen Erkrankungen, darunter z.B. Orthopädie, Kardiologie und Stoffwechselerkrankungen.

Wichtig:

Für eine VOR-Zuweisung müssen im Befundbericht eine somatische Indikation als Hauptdiagnose und eine F-Diagnose als Nebendiagnose angegeben werden.
Bei psychischer Hauptdiagnose sollte die Zuweisung zu einer psychosomatischen / psychotherapeutischen Reha erfolgen.

Bei zwei gleichwertigen medizinischen und psychischen Funktionsstörungen empfiehlt sich eine Duale Rehabilitation.

Die psychische Belastung (und damit möglicher VOR-Bedarf) kann häufig bereits im hausärztlichen Gespräch ermittelt werden. Hierfür eignen sich Screening-Instrumente wie der PHQ-4, die mit wenigen Items eine hilfreiche Ersteinschätzung ermöglichen.

Was ist bei der Beratung bezüglich einer möglichen VOR zu beachten?

Während einige Patientinnen und Patienten für eine Berücksichtigung psychischer Belastungen dankbar sind, kann die VOR Menschen mit einem rein biomedizinischen Krankheitsverständnis zunächst abschrecken. Dann ist eine ausführliche und patientengerechte Aufklärung über Hintergrund und Ziele der VOR sinnvoll:

Darüber aufklären, dass in der VOR die körperliche Erkrankung im Vordergrund steht
biopsychosoziales Modell von Krankheit und Gesundheit erläutern
für weitere Informationen auf unsere Seiten für Patientinnen und Patienten verweisen (www.reha-passt.de)

Im persönlichen Gespräch können individuelle Ziele und Vorbehalte besprochen werden. Unabhängig davon, welche Reha Sie für den Patienten oder die Patientin für sinnvoll halten: Sowohl mögliche berufliche Problemlagen als auch mögliche psychische Belastungen sollten möglichst konkret abgefragt und die Versicherten dafür sensibilisiert werden.

Betroffene mit medizinisch bzw. mechanisch geprägtem Krankheitsverständnis fühlen sich durch die Ansprache psychischer Begleitumstände womöglich falsch verstanden. Hier kann es hilfreich sein, die Rolle psychischer Faktoren bei körperlichen Erkrankungen zu erläutern:

Psychische Faktoren allein bedingen selten eine somatische Erkrankung. Aber sie können zu ihrer Verschlimmerung beitragen bzw. die Genesung erschweren.
Körperlicher Zustand und die psychische Befindlichkeit hängen sehr oft miteinander zusammen (das lässt sich am Beispiel Stress anschaulich erläutern).
Bei einer chronischen Erkrankung ist es wichtig zu wissen, wie diese sich auf das eigene Leben auswirkt und wie man damit umgehen möchte.

Bei Vorbehalten wie „Ich brauche keinen Psychologen“ können Sie den Unterschied zur psychosomatischen / psychotherapeutischen Reha betonen: Die somatische Erkrankung steht in der VOR im Vordergrund. Die psychologischen und psychotherapeutischen Mitarbeitenden behandeln zwar mitunter psychische Komorbiditäten, aber unterstützen auch und gerade beim Umgang mit der körperlichen Erkrankung und der Verbesserung der Krankheitsakzeptanz. Übrigens richten sich die Angebote in der Reha nach dem individuellen Bedarf der Betroffenen – es findet keine standardmäßige psychotherapeutische Einzelbehandlung statt.

Wichtig:

Ein Drängen auf eine VOR bzw. eine Reha im Allgemeinen ist selten erfolgreich. Jede Rehamaßnahme verlangt ein hohes Maß aktiver Mitarbeit der Patientinnen und Patienten.

Äußert Ihre Patientin / Ihr Patient auch nach ausreichender Information und Bedenkzeit starke Vorbehalte gegenüber einer verhaltensmedizinisch orientierten Reha, sollten Sie eine reguläre medizinische Reha anbieten oder zu einem späteren Zeitpunkt auf die Möglichkeit einer Reha zurückkommen.

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reha-passt.de ist Teil eines Forschungsprojekts des Uniklinikums Würzburg. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, unsere Website zu bewerten. Sie helfen uns damit, Menschen besser über Reha zu informieren.
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